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Rennradfahren und Beziehung – geht das gut?
Drei Frauen schildern ihre Erlebnisse

by Daniel

Othmar Peer hatte den Nagel auf den Kopf getroffen: „Daniel, ich gratuliere Dir, eine tolle Frau hast Du. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen, wenn der Partner das alles so mitmacht!“ Im Rahmen der Interview Session #001 hatte ich ihm beschrieben wie geduldig meine Franzi den ganzen „Rennrad-Zirkus“ erträgt: Ein Trainingslager hier, ein paar Radmarathons im Sommer da, und spazieren gehen ist heute ganz schlecht, ich muss ja noch drei Stunden GA1 fahren. Wie sehen das andere Frauen? Ich habe mich mal umgehört…

Rennradfahren BeziehungDass Rennradfahren mit die schönste Sucht ist, hatte ich im letzten Jahr schon einmal thematisiert – aber wo viel Licht ist, da ist bekanntlich auch viel Schatten: Während wir locker-flockig durch die Gegend pedalieren, kommt die Partnerin – sofern sie keine Radfahrerin ist –  meist zu kurz. Da stellt sich mir die Frage: Ist nur meine Frau so geduldig? Knirscht es in anderen Beziehungen deutlich öfter? Drei Frauen – es ist reiner Zufall, dass alle Namen mit „K“ anfangen – berichten über ihre Erfahrungen mit ihren Rennradfahrern.

  • Kirsten: Freundin von Daniel aus Magdeburg
  • Kerstin: Freundin von Jörg Haberich bei Köln
  • Katharina: Ehefrau von Tom aus Salzburg

Rennradfahren und Beziehung – drei Partnerinnen berichten

Dein Partner ist dem Rennrad-Virus erlegen – wie lebt es sich für Euch damit?
Kristin: Ganz gut, es könnte schlimmer sein.

Kerstin: Das Rennradfahren verschlingt schon Unmengen an Zeit. Das Positive ist jedoch, dass die Zeit meist frei einzuteilen ist. Beim Fußballtraining zum Beispiel müsste man sich immer nach den festen Trainingszeiten richten. Gut, Rennrad fährt man natürlich auch am liebsten bei 20 Grad und Sonnenschein – da würde die Familie ja auch gerne Ausflüge machen.

Katharina: Bis jetzt ganz gut, da sich unsere Hobbys zeitlich gut miteinander vereinbaren lassen. Wir stehen aber auch erst am Anfang. Das ist seine erste richtige Rennrad-Saison.

Kristin und Daniel

Anstatt am Sonntag bei bestem Wetter mit Euch durch den Park zu spazieren, sitzen wir Rennradfahrer für einige Stunden auf dem Rennrad: Nervt Euch das?
Kristin: Mein Freund ist zum Glück so eingestellt, dass er dann gleich ganz früh seine Runde dreht und wir dann nachmittags immer noch Zeit für gemeinsame Unternehmungen haben. Am Vormittag finde ich dann auch Zeit meinen Sport zu machen – so passt das dann ziemlich gut zusammen.

Kerstin: Eigentlich nicht, da ich lieber lange schlafe und auch die Zeit für mich brauche. Wenn Familien-Events anstehen, ist aber klar geregelt, dass diese dann Priorität haben.

Katharina: Mein Mann ist sehr rücksichtsvoll und plant seine Ausfahrten so, dass wir trotzdem noch genügend gemeinsame Zeit haben. Also bis jetzt gab es kaum Situationen, in denen ich wirklich genervt war.

Gibt’s nach einer anstrengenden Tour auch mal „Heldengeschichten“ von ihm?
Kristin: Daniel ist eher bescheiden, aber manchmal lässt er mich schon mal gucken, was er geleistet hat, bzw. ich frage ja auch mal nach. Aber so eine richtige „Heldengeschichte“ fällt mir gerade nicht ein.

Kerstin: Ja, es gibt genug Heldengeschichten und Erlebtes: Nicht immer ist er der Held (lacht) Aber meist gibt es Helden in der Geschichte, aber auch lustige Gegebenheiten. Es gibt immer was zu erzählen.

Katharina: Leider nur sehr selten, so etwas behält er meistens lieber für sich, dabei würde es mich oftmals schon interessieren.

Kerstin und Jörg

Interessiert Euch das oder schaltet Ihr „auf Durchzug“ und denkt Euch: „Bring mal lieber den Müll runter!“
Kristin: Ja, es interessiert mich schon sehr, soweit es nicht in die hohe Radmathematik geht, was mein Freund so treibt und worüber er gerade diesbezüglich nachdenkt und plant.

Kerstin: Meist interessiert es mich – dadurch, dass ich sehr viele der Jungs und Mädels kenne, kann ich mir vorstellen, wer das ist und wie es sich abgespielt haben muss. Es ist wichtig, die Rad-Kollegen zu kennen, damit man ein Gefühl dafür bekommt. Wären es nur Namen, und damit Schall und Rauch, dann sollte er besser den Müll rausbringen. „Runter“ geht bei uns aber nicht (lacht).

Katharina: Wie eben schon gesagt: Natürlich möchte ich wissen, was er geleistet hat und wie es ihm dabei gegangen ist.

Wann fing der Rennrad-Virus bei Euren Partnern an?
Kristin: Er war bis Herbst 2014 eher der Läufer, bekam aber dann Knieprobleme, wollte sich trotzdem bewegen und so kam eins zum anderen.

Kerstin: Das war schon vor meiner Zeit. Es wurde aber mit der Zeit intensiver und rennorientierter, da wir das Radfahren gut in den Alltag integriert bekommen haben.

Katharina: Im Herbst 2015 ging es los.

Rennrad fahren ist teuer: Verrät Euch Euer Partner, wie viel er gerade für das neue Equipment bezahlt hat oder hüllt er sich in Schweigen?
Kristin: Nein, Daniel erzählt mir schon immer sehr im Detail, was er kaufen möchte und wie teuer das dann ist – gerne auch mal, wo er wieder ein Schnäppchen aufgetan hat.

Kerstin: Ja, das verrät er mir immer. Ich kenne auch seine 10.000€–Träume, weiß aber, dass er da vernünftig ist und sich davon maximal nur 2-3 Räder kaufen würde (lacht). Nein, Spaß beiseite: Die Familie kommt nicht zu kurz. Das ist wichtig.

Katharina: Ja, das sagt er mir eigentlich immer, oder ich frage nach. Wir sind da beide sehr offen und erzählen dem anderen, wofür wir wie viel Geld ausgeben.

Ein sehr heikles Thema in einer Beziehung mit einem Rennradfahrer ist die Urlaubsplanung: Rennradurlaub mit den Kumpels vs. Familienurlaub. Hat das bei Euch schon für „Reibereien“ gesorgt?
Kristin: Nein, Reibereien gar nicht. Im Österreich-Urlaub wird sein Rad mitgenommen und er fährt nachmittags nach einem gemeinsamen Ausflug noch eine Runde, und auf Mallorca leiht er sich z.B. ein Rad für ein paar Tage und ich begnüge mich dann eben am Strand oder Pool. Das passt schon. Ich glaube trotzdem, dass er sehr gerne auch mal einen reinen Radurlaub machen möchte.

Kerstin: Nein, bei uns auch nicht – aber im Familienurlaub nur Radfahren geht auch nicht. Man muss das entspannt sehen. Getreu dem Motto: „Quality time“: Nicht lange nebeneinander sitzen, sondern in der Zeit des Zusammenseins Dinge unternehmen; dafür hat dann auch jeder seine Zeit für sich.

Katharina: Bis jetzt noch nicht, die Familie überwiegt bis dato.

Katharina und Thomas

Eure Partner nehmen bei Rennen bzw. Radmarathons teil – macht Ihr Euch Sorgen, dass etwas Schlimmes passieren kann oder seht ihr es eher entspannt?
Kristin: Ja, immer! Ich bin da sehr ängstlich und bitte Daniel immer um Meldung, wenn er wieder angekommen ist. Er lässt mich durch einen Livetrack immer dabei sein – so kann ich immer mal gucken, ob sich der Punkt noch bewegt. Manchmal bekomme ich auch ne SMS von unterwegs. Das beruhigt mich sehr. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich ihn wieder heile zurück habe!

Kerstin: Ich bin da meist positiv eingestellt. Ich bekomme aber schon die diversen Geschichten von Verletzungen mit, weiß aber auch, dass Jörg im Zielsprint rausnehmen würde, wenn es zu gefährlich wird. Eine Garantie ist das aber auf keinen Fall. Von daher: Ja, ich bin natürlich froh, wenn nichts passiert ist.

Katharina: Ich bin schon ziemlich besorgt, weil ich weiß, dass es hier auch immer wieder schwere Unfälle gibt.

Eine vertrackte Sache ist das Thema Gewicht: Grundsätzlich gilt, dass unnötige Kilos zu vermeiden sind, entsprechend dünn sind viele Radfahrer. Viele Frauen wollen aber keinen „Spargeltarzan“ – wie seht Ihr das Thema?
Kristin: Ich will auch keinen Spargeltarzan und habe zum Glück auch keinen, sondern einen richtigen Mann! Das bleibt hoffentlich auch so!

Kerstin: Ein Spargeltarzan ist er zum Glück nicht, obwohl er durchs Radfahren schon Kilos verloren hat, die auch an den richtigen Stellen waren. Es hält sich aber im Rahmen. Er wird ja auch nicht mehr die Tour de France fahren können – sagt er zumindest – daher ist zu viel Verbissenheit auch unnötig. Dafür mache ich mir keine Gedanken, dass er fett werden könnte (lacht).

Katharina: Dass mein Mann ein paar Kilos verloren hat, finde ich schon gut. Wir haben aber ausgemacht, dass er immer 10 kg mehr haben muss als ich. Hoffentlich hält er sich auch in Zukunft daran ;-)

Abschlussfrage: Zum Radsport gehört es dazu, dass man(n) sich die Beine rasiert – findet Ihr das übertrieben oder gefällt es Euch?
Kristin: Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn sich Daniel die haarigen Beine stutzt.

Kerstin: Ja, ich finde es schon übertrieben, besonders stören tut es mich aber nicht.

Katharina: Mir gefällt es.

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