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„Wenig sind unter 2.000 Likes“ – Influencerin Maria Wilke über das Geheimnis ihres Erfolgs auf Instagram!

by Daniel

Kommt, gebt‘s zu, ihr folgt Maria Wilke doch auch – wie 65.000 andere auf Instagram. Kein Wunder, sie fällt auf im Peloton: blonde lange Haare, sportliche Statur, schickes Bike, auffällige Klamotten. Dass Maria Wilke aber nicht nur gut aussieht, sondern auch richtig gut Rennrad fahren kann, zeigt die Tatsache, dass sie den German Cycling Cup mehrere Male auf dem Podium abschloss. 

Maria Wilke

(c) Foto: Maria Wilke | Am Mont Ventoux

Mittlerweile lässt sie es entspannter angehen – sofern man das mit gut 14.000 km im Jahr so nennen kann. Mit ihr sprach ich in den Interview Sessions #009 über die Jedermannszene, übermotivierte Kollegen und wie es ist, wenn eins ihrer Instagram-Bilder nur 2.000 Likes hat.

Maria Wilke: Über GCC-Siege, Instagram Likes & die Liebe zur Schweiz

Maria, hast du Instagram mittlerweile auf stumm geschaltet?
(lacht) Auf stumm auf jeden Fall. Kommentare und Benachrichtigungen werden noch angezeigt, aber ohne Geräusch.

Bei dir wird wahrscheinlich Instagram „brennen“?
Ja, das ist meine Hauptplattform.

Wann hast du damit angefangen?
Das war im Frühling 2014.

Spannend. Da sprechen wir nachher nochmal drüber. 2014 fingst du an, GCC-Rennen zu fahren. Wie würdest du diese Zeit beschreiben?
Es war noch alles neu und spannend. Und ich hätte selbst am Allerwenigsten gedacht, dass es so gut laufen wird. Irgendwann hat mich dann aber auch der Überehrgeiz gepackt.

Wie meinst du das?
Ich war dann schon genervt, wenn es in den Rennen mal nicht so gut lief und war dann auch der Ansicht, dass müsste ich durch mehr Training kompensieren. Irgendwann schlug es mir aber vollends aufs Gemüt.

2015 bin ich dann nochmal ziemlich fokussiert gefahren, hatte da aber dazu gelernt – je mehr ich mir Stress mache, desto schlechter wird letztendlich das Ergebnis.

Das war der Anlass zu sagen, es reicht, das ist nicht das, was ich unter Radfahren, unter einem Hobby, verstehe. Ich habe wieder rausgenommen.

Du bist also zwei Saisons GCC-Rennen gefahren?
Nein, ich bin weiter gefahren, in 2016 war ich am Ende ebenfalls Zweite. Aber ich bin entspannter in die Rennen gegangen, nach dem Motto, mal gucken was passiert. Wenn es klappt, dann ist es ok, wenn nicht, dann ist es auch egal. Ich war so letztendlich immer besser, je entspannter ich in ein Rennen gegangen bin.

Wie viele km fährst du im Jahr?
Letztes Jahr waren es insgesamt 11.000 km, dieses Jahr (Stand: Mitte September 2017, d. Red.) sind es jetzt schon fast 14.000 km.

Maria Wilke

(c) Foto: Daniela Stera

Wow, du hast ja, das kann man ja verraten, einen mega starken Freund, den Christian Müller. Wie sehr „quält“ er dich?
(lacht) Es ist manchmal schon etwas unentspannt, wenn man zusammen fährt, weil er dann doch ein anderes Tempo anschlägt, als ich fahren würde – und oft auch könnte.

Letztendlich spornt das mich aber auch an, irgendwie dran zu bleiben – man möchte ja auch nicht immer die Bremse sein und rumjammern.

Aber unterm Strich harmoniert es schon sehr: Wenn wir in den Bergen unterwegs sind, fährt er halt vor und ich fahre mein Tempo, er kommt dann immer wieder mal vorbei und guckt, ob ich noch lebe.

Ich hatte Christian ja auch in den letzten Interview Sessions drin. Da meinte er zu mir, er macht ein bisschen ruhiger – keine zwei oder drei Wochen später machte er dann beim Ironman Roth mit.
Mit ruhiger meint er hauptsächlich seine Einstellung zum Radfahren. Dass nicht mehr alles so mega verbissen ist. Als wir zusammen gekommen sind, hatte ich ihm klar gesagt, ich unterstütze sowas nicht, also, wenn man so was als Hobby macht, als Ausgleich. Das geht nicht, dass man sein ganzes Leben darauf ausrichtet.

Wir haben einen guten Kompromiss gefunden – so wie jetzt, funktioniert es sehr gut.

Gehst du normal arbeiten oder studierst du noch?
Ich hole momentan meine Ausbildung nach. Ich habe damals nach dem Abitur direkt gearbeitet und dann auch für sieben Jahre in der Schweiz gelebt.

Wo war das?
Am Ende in Schaffhausen.

Wie fandest du die Schweiz?
Herrlich, wir ziehen da wahrscheinlich auch wieder hin.

Ernsthaft?
Ja, also jetzt nicht direkt in die Schweiz, sondern in die Nähe, z.B. in den Schwarzwald, direkt an die Grenze. Ich habe damals mein Herz so an das Land verloren, da will ich unbedingt wieder hin. Hier im Flachland bin und werde ich nicht glücklich.

Echt?
Ja, das ist einfach so.

Wenn ich das richtig gesehen habe, wohnst du bei Düsseldorf?
In Moers, quasi mitten im Ruhrgebiet.

Kann man im Ruhrgebiet eigentlich gut Rennrad fahren?
Es kommt drauf an, in welche Richtung man fährt. Wenn du jetzt mitten in den Pott hinein fährst, macht es natürlich nicht so viel Spaß. Ich fahre dann meist in Richtung Holland raus. Das ist ganz ok, aber flach – ätzend.

Du bist Baujahr 1990. Damit bist du in der Rennradszene eine der Jüngeren.
Kommt drauf an. Das ist momentan ein gesunder Mix: Man hat noch ein paar Alteingesessene dabei, aber auch viele Nachwuchstalente, die die GCC-Szene ordentlich aufmischen.

Maria Wilke Rennrad

(c) Foto: Maria Wilke

Findest du, dass da viele Junge dabei sind? Ich finde die Hobbyszene eigentlich recht alt…Beim Ötzi ist das Durchschnittsalter um die 40 Jahre.
Die Helena Bieber, die momentan führt, ist glaube ich auch erst 19 oder 20 Jahre – also ganz jung.

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Unabhängig vom Alter, wie ist dein Eindruck von der Jedermannszene?
Es gibt solche und solche, wie immer. Also die, die todesverbissen trainieren, um irgendein Rennen zu gewinnen. Dann gibt es natürlich auch die, die es sehr locker sehen und einfach Spaß am Radfahren haben.

Ich habe dich übrigens beim GCC in Schleiz gesehen. Da bin ich ausgestiegen, weil ich nicht mehr konnte.
(lacht) Ich wollte auch aussteigen, aber ich bin es doch zu Ende gefahren.

Ich hatte noch versucht, mich an die Führungsgruppe zu klemmen, aber irgendwann hat es mich zerlegt. Zu hart für mich.
Ja, das war echt hart in Schleiz. Nach 5 km oder so, da war ich auch schon abgehangen, habe nur noch Grüppchen gefunden, die nicht fahren wollten.

Aber ich finde eigentlich, wenn ich schon bei so einem Rennen mitfahre, dann will ich auch alles geben. Wenn du 600 km Anreise hast, dann hörst du nicht nach einer Runde auf.

Das ist eine gute Einstellung. Ich hatte aber partout keinen Bock mehr. Den Ötzi hab ich aber, am Timmelsjoch war es recht ähnlich, durchgezogen.
Den peilen wir für nächstes Jahr an.

Das würde mich mal interessieren, wie lange Christian da braucht. Oder fährt er für dich?
Nee, ich möchte nicht, dass irgendjemand für mich fährt. Ich bin meines eigenen Glückes eigener Schmied.

Interessanter Punkt. Da gibt es ja schon ein paar Mädels in der Szene, die ihren Ehemann oder Partner vorne rein spannen und dauerhaft im Windschatten fahren.
Nicht nur Ehemann und Partner. Da gibt es ganze Teams, die drei oder vier Männer für eine Frau abstellen.

Du bist in Ostdeutschland geboren. Darf ich fragen, in welcher Gegend?
Bei Frankfurt an der Oder.

Maria Wilke

(c) Foto: Maria Wilke

Und seit wann wohnst du bei Moers?
Umgezogen sind wir, da war ich fünf Jahre. Ich weiß also nicht mehr wirklich viel von der Zeit im Osten.

Du bist mittlerweile Markenbotschafterin für Felt, Biehler, Alpina, Clif Bar u.a.
Es gab schon viele Anfragen von diversen Marken. Aber ich habe mir jetzt speziell auch wirklich Marken ausgesucht, die aus Deutschland kommen und deren Sachen ich cool finde und gerne trage. Und auch für das Rennrad gab es viele Anfragen, die Räder von Felt haben mir aber am besten gefallen. Wenn ich es nicht schön finde oder mich nicht drin wohl fühlen würde, dann könnte ich die Marke auch nicht vernünftig präsentieren.

Warst du auf der Eurobike?
Leider nicht, weil ich momentan noch in der Berufsschule eingespannt bin. Leider bin ich da recht unflexibel, was frei nehmen betrifft. Aber nächstes Jahr wieder.

Wenn ihr dann in der Gegend wohnt, dann ist der Weg ja auch nicht so weit.
Das ist praktisch, ja.

Darf ich fragen, welchen Ausbildungsberuf du lernst?
Büromanagement, was eher Langweiliges. Eigentlich bin ich ja gelernte Fotografin.

Die Fotos, die du machst, sind wirklich gut.
Danke. Ich lerne einen Job, der weit verbreitet ist und den man im Notfall immer und überall findet. Es ist mehr so ein zweites Standbein, ein Notfallplan für schlechte Zeiten.

Du bist eins der Mädels auf Instagram, die tatsächlich selber Rennrad fährt. Da gibt es ja genug, die fahren gar kein Rennrad. Die posen nur…
Kenne ich. Es gibt einige, die einfach nur neben ihrem Rad stehen, in die Kamera grinsen und den Reißverschluss vom Trikot etwas weiter aufmachen.

Ich habe die gleiche junge Frau vor Augen. Eine Engländerin, oder?
Nein, ich glaub die ist aus den USA.

Die ist ziemlich krass.
Die polarisiert total. Da gibt es Leute, die vergöttern sie total und lesen jeden Tag ihre Motivationssprüche; aber eben auch welche, die sich einfach nur darüber kaputt lachen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, was ich bei Instagram da an Kommentaren so lese, da frage ich mich, ob das echte Menschen sind oder irgendwelche Bots.
Das sind einfach irgendwelche Männer, die ein bisschen verliebt sind.

Ich finde Instagram ist ein komisches Tool…
Es ist eine Riesenplattform, hat eine Riesenreichweite, auf der man die Leute direkt visuell trifft – ich finde es sehr effektiv.

Facebook ist für Content, Instagram ist für Bilder.
Viele Leute wollen einfach nicht lesen, da sind sie zu faul für, sie scrollen lieber ihre Timeline da durch. Wenn sie dann ein Foto sehen, dann bleiben sie dran hängen und denken, wow, wenn das Bild gefällt, dann liest man sich den Text vielleicht doch noch durch. Das sticht einfach ins Auge.

Wann hast du die 100.000 Follower?
Ich arbeite dran, brauche mal wieder ein Knallerbild. Ich muss Christian mal wieder einspannen (lacht).

Stichwort Knallerbild. Was funktioniert am besten?
Gute Qualität auf jeden Fall. Wenn wir mit der großen Kamera, mit der Nikon losziehen, das ist schon mal gut. Wenn dann noch die Qualität stimmt und es dazu noch landschaftlich ein Schmankerl ist.

Das gibt dann noch mehr Likes?
An sich schon. Ich bin immer noch nicht so ganz schlau geworden, was die Leute jetzt wirklich sehen wollen. Teilweise stellt man Bilder rein, bei denen du denkst, wow, geiler geht es nicht: Landschaft top, der Radfahrer ist gut positioniert, es passt einfach alles, das bekommt dann aber nicht so viele Likes, wie irgend so ein dämliches Selfie, das man auf dem Weg zur Arbeit morgens gemacht hat.

Was heißt bei dir, viele Likes, wenig Likes?
Wenig sind unter 2.000 Likes.

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Dies war ein Auszug des Interviews mit Maria Wilke aus dem aktuellen e-Magazin (PDF) Interview Sessions #009. Veröffentlichung war am 8. Oktober 2017.

>> Hier geht es zum kompletten Interview

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