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Mallorca 312 vs. Ötztaler Radmarathon – ein Vergleich von Topfahrer Patrick Hagenaars

by Daniel

Mallorca 312 und der Ötzi, zwei der größten Radmarathons im Rennkalender für Jedermänner. 12.000 Teilnehmer, die in Summe bei beiden Veranstaltungen an den Start – und ihre Grenzen – gehen. Aufgrund der vielen Höhenmeter wird jedem Teilnehmer alles abverlangt. Patrick Hagenaars war für SpeedVille am Start und zieht einen Vergleich zwischen den beiden Giganten.

Mallorca 312

Rennspitze mit Joaquim Rodríguez (Bahrain Trikot)

Mallorca 312 klingt krass, ist auch krass!

Der Name spricht für sich: 312 km, die beim mega Radmarathon auf unserer Lieblingsinsel Mallorca bewältigt werden müssen. Einmal über die Insel mit all ihren Anstiegen, die man vom Trainingslager kennt.

Definitiv einer der Gründe, warum M312, wie man das Event gerne mal abkürzt, boomt: Man kennt sich aus – quasi, der Radmarathon im eigenen Wohnzimmer.

Über die Jahre hat sich Mallorca 312 folglich zu einer echten Marke entwickelt; über 8.000 Teilnehmer sind es mittlerweile – mehrheitlich aus UK, Spanien und Deutschland, die dafür sorgen, dass das Rennen eine prima Option ist, um sich bei tollen Wetterbedingungen, die erste seriöse Grundlage zu setzen.

Insbesondere, wenn man einen Start im Spätsommer beim Ötztaler plant, lohnt sich eine Teilnahme.

Top Marathonfahrer Patrick Hagenaars aus Österreich ging als SpeedVille Reporter bei M312 an den Start und berichtet im Nachgang von seinen Erfahrungen (siehe sein Video aus der Rennspitze auf der SpeedVille FB-Seite; Wahnsinnstyp). Seinen eigenen Rennbericht, Patrick hatte in Führung liegend einen Defekt und konnte das Rennen leider nicht vernünftig zu Ende fahren, könnt ihr hier nachlesen.

(Hinweis: Der Artikel ist nicht in Hochdeutsch geschrieben, man muss hin und wieder etwas grübeln, um seinen österreichischen Akzent zu entziffern…)

Diesen Fragen ging Patrick – dieses Mal in hochdeutsch – nach:

  • welche unterschiedlichen Distanzen gibt es bei M312?
  • wie lässt sich die Strecke beschreiben?
  • was ist der Scharfrichter bei M312 – wo entscheidet sich das Rennen?
  • wie viele Teilnehmer gehen an den Start?
  • wie ist der Vergleich: Ötzi vs. M312?
  • wie viele Höhenmeter hat der Radmarathon?
  • welche Nationen sind mehrheitlich vertreten?

Mallorca 312 – alle Infos zum Radmarathon auf einen Blick

Anstieg nach Lluc

erster Schrfrichter: Anstieg nach Lluc

Bei Mallorca 312 gibt es grundsätzlich zwei Distanzen (312 und 225 km), korrekt?

Ja, es gibt zusätzlich aber auch noch eine Distanz über 167km, bei welcher auch einige Höhenmeter zu überwinden sind (2.475hm – lt. Veranstalter). Somit ist für alle Leistungsklassen etwas dabei.

Wo ist jeweils Start/Ziel für beide Distanzen?

Alle Distanzen starten und enden am Port de Alcúdia (am Strand „Platja de Alcúdia bzw. an dessen verlaufender Hauptstraße).

Um wie viel Uhr ist der Start bei Mallorca 312?

Um 7:00 Uhr morgens geht es los.

Wie lässt sich die Strecke von M312 beschreiben?

Landschaftlich ist so gut wie die gesamte Insel abgedeckt – von den Bergen des Tramutana Gebirges über die Küstenstraße nach Antratx (Küstenklassiker, d. Red.) – von dort überwindet man dann die letzten Pässe (Coll de sa Gramola, Galilea; es Grau de Superna), bevor es dann eher flach zurück geht in Richtung Alcudia – entlang den Ausläufern des Tramutana Gebirges über wunderbare Nebenstraßen, vorbei an den Olivenplantagen.

Für die 312km Distanz geht es noch über eine 90km Schleife im Zick-Zack-Kurs über, Santa Margalida, Ariany, Sant Llorenc, Arta zurück ins Ziel.

Die wunderbaren Orte Soller, Deia, Banyalbufar, Puigpunyent, Esporles, Lloseta, Selva, etc. werden beiden 225 und 312km direkt durchfahren.

Bei den 167km entfällt die Schleife zwischen Esporles – Antratx zurück nach Esporles

Mallorca 312 Deia

die Rennspitze erreicht Deia

Was ist der Scharfrichter bei M312?

Bei der ersten Steigung hinauf nach Lluc und weiterführend auf den höchsten Punkt der Strecke, den Col Puig Major, da geht es vorne sehr stark zur Sache. Dort wird das große Teilnehmerfeld von über 8.000 Startern in mehrere Gruppen zerrissen – in etwa wie beim Kühtai Anstieg beim Ötzi.

Bis Antratx haben sich dann entsprechende Leistungsgruppen formatiert und das Tempo ist etwas gedrosselt. Die letzten drei Pässe werden nochmal im höheren Tempo überwunden, bevor es auf den zweiten Teil der Strecke geht, welcher überwiegend flach ist.

Mein Tipp: Dort wäre es definitiv förderlich, in einer homogenen Gruppe zu fahren, denn der Wind auf Mallorca kann sehr stark sein. Für 312km am Stück sollte man seine Kräfte sparen.

Das letzte Drittel der Strecke ist dann für die meisten wohl „mental“ die größte Herausforderung, d.h., Kopf runter und „beißen“. Die Beine brennen, der Rücken schmerzt, man kämpft mit Hunger und fragt sich:

„Weshalb mache ich das eigentlich? Warum sitze ich 9-14 Stunden auf dem Rennrad?“

Muss man auf der jeweiligen Strecke bleiben oder kann man währenddessen „wechseln“?

Man hat während des Rennens an drei Wegpunkten die Möglichkeit, die 167km, 225km oder 312km Runde zu fahren.

Wie viele Teilnehmer gehen bei Mallorca312 an den Start? Wie ist die Stimmung?

Nach offiziellen Meldungen waren es 8.200 Teilnehmer in diesem Jahr. Die Stimmung ist, wie bei allen Radmarathons, wohl recht ähnlich: Von Vorfreude (entspannt) bis Ungewissheit (Nervosität) – je nach Trainingszustand :-)

Kann man Mallorca312 mit anderen großen Marathons wie dem Ötzi vergleichen? Wie wäre dein Fazit?

Diese beiden Events sind meines Erachtens nicht wirklich miteinander zu vergleichen. Mallorca startet total gemütlich, ohne hektische Positionskämpfe.

Beim Ötzi geht es mit 50 km/h abwärts in Richtung Ötz. Die Startphase beim Ötzi ist für mich der Horror und auch gefährlich – jeder möchte nach vorne, schreit, bremst, schneidet das Vorderrad des anderen etc.

Bei beiden Radmarathons geht es dann jedoch in den ersten Anstieg, wo sich das Feld der Teilnehmer gemäß der individuellen Leistungsfähigkeit zerteilt und auch in Gruppen formatiert – in diesem Punkt sind Mallorca 312 und der Ötzi dann doch recht ähnlich.

Ist die Gruppe dann entsprechend formatiert, ist wie bei allen längeren Radmarathons die Luft immer etwas draußen bzw. es wird etwas gemächlich gefahren, egal, ob es bergauf, flach oder bergab geht.

Wie es weiter geht, entscheidet das Streckenprofil. Beim Ötzi ist die Entscheidung am letzten Berg, dem Timmelsjoch, bei M312 solltest du in der Gruppe bleiben, um eine bestmöglichste Platzierung im Ziel zu erzielen.

Eine gute Grundlage ist bei beiden Events von sehr hoher Bedeutung, sich seine Kräfte entsprechend gut einzuteilen, natürlich auch!

Der große Unterschied: Beim Ötzi musst du deine Leistung unterhalb der Schwelle bei drei Bergen (Kühtai, Jaufenpass, Timmelsjoch) für recht lange Zeit halten. Bei M312 musst du öfter eine höhere Leistung für kürzere Zeit in den Anstiegen bzw. beim Abwechseln in der Gruppe halten!

Die Höhenlage beim Ötztaler – über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel – ist noch ein gravierender Unterschied, das fordert den Körper entschieden „anders“ heraus.

Mallorca 312

Trainingsfahrt vor M312

Wie würdest du den Rennverlauf bei Mallorca312 beschreiben?

Das hatte ich vorhin ja schon angerissen, ich hatte noch nie so eine entspannte erste Phase bei einem Rennen. Das überraschte mich selbst sehr!

Auch bis zu den ersten Höhenmetern – kein Anzeichen, dass es jetzt bergauf geht. Dann wurde jedoch die Pedalkraft merklich in die Höhe geschraubt.

Wie viele Höhenmeter hat Mallorca312?

Offiziell sind es 5.050 Höhenmeter, das geht sich aber, denke ich, nicht ganz aus. 4.500hm würde ich sagen.

Wie lässt sich die Rennspitze bei M312 mit dem Ötzi vergleichen?

Da müsste ich jetzt über die Leistung anderer urteilen, das mache ich NICHT. Darum: gleichauf!

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Wie ist die Verpflegung bei M312? Wie viele Labestationen kommen?

Hätte ich die Labestationen genutzt, könnte ich dir das sagen! Jedoch ist dies in der Rennspitze nicht förderlich. Man müsste Halt machen und einen „Brunch“ einlegen!

Solange Mann/ Frau noch bei Kräften ist, macht das aber keiner. Wenn man in den vorderen Gruppen bleiben möchte, hat man seine privaten Betreuer an der Strecke.

Welche Nationen sind mehrheitlich bei M312 vertreten?

Definitiv die Briten. Dabei dachte ich vorher, dass die Mehrheit aus Deutschland kommen würde. Das war schon eine Überraschung für mich. Nach den Briten folgen die Spanier, und dann erst die Deutschen.

Und die Österreicher?

Es waren bestimmt auch ein paar da, mir ist aber keiner aufgefallen.

(c) Fotos: Patrick Hagenaars

Links, die dich interessieren:
– Wahnsinnstyp: Patrick Hagenaars berichtet per Video aus der Rennspitze bei M312 (Link zur FB Seite)
– wie viel Watt du an den Anstiegen des Ötzis treten musst (Link)

– der Vergleich: Profis vs. Hobbyfahrer beim Ötztaler (Link)
– Zahlen, Daten & Fakten des Ötztalers (Link)
– Übersicht der Radmarathons & Rennen (Link)
– Erfahrungsbericht von Andreas in 2015 zu Mallorca 312 (Link)

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