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Kommentar: Warum ich mir nach der Aktion gegen Till Schweiger große Sorgen um Jan Ullrich mache!

by Daniel

Ich muss die Meldung zweimal lesen.

Jan Ullrich dringt auf Till Schweigers Anwesen auf Mallorca ein, macht einen „unsortierten“, aggressiven Eindruck und wird schlussendlich in Handschellen von der spanischen Polizei abgeführt und dem Haftrichter in Palma vorgeführt (siehe Link). Bilder von einem mit weißem Stoff verdeckten Jan Ullrich, die Erinnerungen an die Festnahmen von Schwerstkriminellen hochkommen lassen.

Beim lesen dieser Meldung und dem Anblick der Fotos auf den verschiedensten Kanälen war ich sprachlos, verwirrt, entsetzt!

Warum eigentlich? Kann doch mal passieren, dass man einen Aussetzer hat?

Oder ist es das Abbild einer Entwicklung?

Eigentlich hatte ich nicht vor, hierzu was zu schreiben, das Thema ließ mich aber nicht los – aus Sorge…

Nach Jahren des Rückzugs aus der Öffentlichkeit, Depressionen, Übergewicht, einem Unfall unter Alkoholeinfluss, der Ungewissheit, ob ihn die schweizer Justiz dafür verknastet, dem Umzug nach Mallorca – Ullrich kam zwischenzeitlich mit einem blauen Auge davon, er muss nicht in den Bau – hatte ich die große Hoffnung, dass einer meiner Helden von früher endlich wieder auf Kurs ist.

Er nahm ab, setzte sich wieder öfter aufs Rad, machte einen vitaleren Eindruck und ließ sich von der mallorquinischen Sonne und seiner Sarah küssen.

So weit, so gut!

Vor ein paar Wochen dann aber die erstmalige Meldung, die alle Sirenen bei mir läuten ließen, dieses Mal bei RTL Exklusiv. Und wenn ein Prominenter dort Thema ist, dann ist für gewöhnlich etwas ganz Außergewöhnliches passiert.

Scheidung, Tod, Seitensprung, Dschungelcamp, Geburt von süßen kleinen Babys, Nasen OP, Botoxalarm oder XXL Silikonbrüste – wenn man von Frauke Ludowig, Kena Amoah und Co. anmoderiert wird, stehen die Chancen gut, manchmal auch schlecht, dass eins der eben genannten Themen zutrifft.

Trennung von Sarah

Bei Ulle war es die Trennung von seiner Sarah. Samt der gemeinsamen drei Kinder. Alle weg ins Allgäu. Quasi so was wie Scheidung. Nur eine Stufe vorher.

Was sagt Ulle dazu?

Mein ewiger Held in Gelb wird in vielen Zeitungen und Magazinen mit einem lachenden und weinenden Auge zitiert.

Wie kann man an dieser Stelle von einem lachenden Auge sprechen, lieber Jan?

Alter, deine drei Kinder und die Frau sind weg???!!!!

Gut, zwischen Mann und Frau kann es immer mal knirschen, nicht funktionieren, da steckt man einfach nicht drin, das kennt ihr sicherlich alle da draußen, aber wenn die größten Schätze, die man als Mensch auf dieser Welt haben kann, die eigenen Kinder, das gemeinsame Haus, das gemeinsame Land verlassen, dann sollte man nicht von einem lachenden Auge sprechen.

Meine Meinung. Ich bin Papa. Das wird sicherlich verdammt weh tun.

Grund für sein lachendes Auge scheint laut eigener Aussage übrigens seine neue Freundin zu sein – eine Kubanerin, wie man liest.

Na gut, wie dem auch sei, das ist sein Thema!

Was zwischen Sarah und Jan Ullrich passiert ist, oder auch nicht passiert ist, das mag und kann ich nicht bewerten. Mich beschäftigt vor allem der Mensch Jan Ullrich. Seine mediale Außendarstellung, seine Entwicklung nach der aktiven Karriere.

Ein Leben für den Radsport

Wenn es Literatur gibt über ihn, dann lese ich sie. Gibt es irgendwo eine Youtube-Doku (siehe Link), dann schaue ich sie.

Ihr werdet es hier auf SpeedVille merken, ich bin ein Fan von Jan Ullrich. Er hat mich ab Ende der Neunzigerjahre begeistert; obwohl immer etwas schüchtern, medial spröde, aber wie man allerorten hört, ein richtig feiner Kerl.

Das Gegenbild zur medialen Wunderwaffe aus Texas, sein ewiger Kontrahent auf dem Bike, der nicht nur auf dem Rad dominierte, sondern auch medial in einer anderen Liga spielt.

Jemand, der sein ganzes Leben für den Radsport gegeben hat, der ein ganzes Land verzückte, der dabei half, dass der Radsport damals seinen Platz zwischen Formel 1, Tennis und Fußball fand – und der am Ende seiner Karriere wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wurde.

Und dieses Ende schien und scheint ihm noch lange zugesetzt zu haben.

Zurück zu RTL.

Sorge um Ulle

Als ich die Meldung von der Trennung der beiden sah, hatte ich offen gesprochen große Sorge um einen bekanntermaßen sehr labilen Menschen.

Einer, für den das größte Glück dieser Erde ganz augenscheinlich die eigenen Kinder sind. Einer, der in seiner Sarah, was man so hörte, eine wahnsinnige Stütze, einen weltklasse Support hatte. Einer, der offensichtlich seinen Frieden mit der Welt gefunden hatte – unter der mallorquinischen Sonne.

Schaut euch die 37 Grad Reportage auf Youtube (Link) an. Hier bekommt man ein gutes Bild von einem sehr harmonischen Pärchen. Damals aber noch am Bodensee.

Angst.

Davor, dass er wieder in ein Loch fällt. Angst davor, dass der Alkohol und die Depressionen zurückkommen, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

Alleiniger Schuldiger für viele Medien

Zu großen Teilen natürlich auch von sich selbst verschuldet, zu großen Teilen aber auch durch den Druck der Öffentlichkeit, von den Medien. Die in ihm immer noch den alleinigen Schuldigen für Jahre des Betrugs im Radsport sehen. Ihn zum Sündenbock machen.

Deutschland ist Weltmeister darin, sich seine Helden zu schaffen, gerne auch per Express über Nacht – sie aber auch genauso schnell wieder in den Boden zu stampfen, wenn etwas nicht passt. Macht schließlich Quote, Auflage oder sonst einen monetären Sinn.

Um das nochmal klar zu sagen, ich möchte nicht verharmlosen, was damals im Radsport passierte. Das war wirklich ganz großer Mist, richtiger Abfuck.

Aber eine gewisse Sachlichkeit und Fairness in der Aufarbeitung, ohne die persönlich verletzende Komponente für einzelne Personen, die Teil des Systems waren, und nicht alleinige Entscheider, das würde der Sache gut tun. Das würde uns allen gut tun.

Die Causa Rund um Köln

Wie mit Jan Ullrich im letzten Jahr in den Medien bei Rund um Köln umgegangen wurde, wie er als verstoßender deutscher Volksheld am Streckenrand der zweiten Etappe der Tour de France vor einem Autohaus stand – eine Einladung zum Grand Depart wurde ihm verwehrt, da tat er mir leid.

Gleiches Recht für alle. Oder für keinen.

Zugegeben, seine Außendarstellung war, und ist mittlerweile wieder, nicht die beste, das Krisenmanagement hat massiv Luft nach oben, aber dennoch, er ist ein Mensch, und sollte als solcher fair behandelt werden.

Jan Ullrich & Till Schweiger

Und wenn ich nun lese, dass Ulle offensichtlich auf Till Schweigers Anwesen auf Mallorca eingedrungen ist, es zu Streitigkeiten kam, Jan einen „verwirrten Eindruck“ machte, und später mit Handschellen abgeführt wurde, während seine Kinder und Frau das gemeinsame Haus ein paar Wochen zuvor verlassen haben, dann ist sie wieder da, diese Angst.

Er ist nicht auf Kurs.

Klar, wenn Till Schweigers Qualität als Nachbar auch nur annähernd das Niveau seiner Filme erreicht, kann ich Jans Aktion wahrscheinlich schon wieder verstehen, aber Spaß beiseite…

Liebe Weggefährten und Freunde von Jan Ullrich,

Seid für ihn da, bietet ihm einen Hafen der Wärme, der Freundschaft, verdammt ihn nicht, seid fair mit ihm, aber klar, auch Jan Ullrich muss seinen gehörigen Teil dazu beitragen, dass er wieder auf Spur kommt, man kann ihm nicht alles „hinterhertragen“ – eine gehörige Portion Selbstmotivation ist vonnöten, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Es wäre doch mega schade und traurig, wenn dieser Kerl, der ganz sicher den einen oder anderen Fehler begangen hat, dem man ihm übrigens auch irgendwann mal verzeihen darf, so von der Öffentlichkeit verschwindet.

Das hat er nicht verdient.

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