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Wie du deinen Darm wieder fit bekommst und mehr Energie fürs Radfahren gewinnst – das Praxisbeispiel mit Leserin Petra

by Daniel

Im ersten Teil dieses Praxistests schilderte uns SpeedVille Leserin Petra ihre Verdauungsprobleme. Simpel ausgedrückt: tagelang gar nicht oder mehrere Male auf einmal. Sportwissenschaftler und Heilpraktiker Arne Bentin hat sich Petra angenommen und zwischenzeitlich ihre Darmfunktion mittels Stuhlprobe untersucht. Nicht sehr sexy, aber essentiell wichtig fürs Wohlbefinden, Regeneration und Abwehrkräfte. In diesem Teil schildert er uns seine Erkenntnisse und spricht Empfehlungen aus: Wie kann Petra ihre Energie wieder besser konzentrieren?

Darmanalyse Radsportler

Ein scheiß Gefühl!

Ende letzten Jahres stellte ich euch SpeedVille Leserin Petra vor. Wie viele von uns hat Petra ein Problem mit ihrer Verdauung. Unregelmäßiger Stuhlgang. Tagelang gar nicht oder mehrere Male hintereinander.

Spricht man nicht gerne drüber, kennen aber die meisten. Insgeheim.

Im Alltagsleben ist das Ganze schon sehr nervig, bei einer sportlichen, sitzenden Betätigung über mehrere Stunden, wie dem Radfahren, noch deutlich nerviger. Nicht nur, weil das „schnell nochmal aufs Klo gehen“ vor dem Radmarathon unnötig Zeit & Nerven verschlingt, die Energie ist während und vor allem nach (Regeneration) dem Radmarathon woanders viel dringender vonnöten.

Im heutigen Teil analysiert Heilpraktiker und Sportwissenschaftler Arne Bentin Petras Stuhlgang, zeichnet ein erstes Bild über ihre Darmfunktionalität und spricht anschließend seine Therapieempfehlung aus.

Im nächsten und letzten Teil (ab Mai) spreche ich dann mit Petra über ihre Erfahrungen: Hat sich ihre Verdauung, subjektiv gefühlt, verbessert?

Jetzt übergebe ich aber erst einmal an Arne Bentin…

Von Arne Bentin

Status Quo: Petras Verdauungsprobleme

  • sehr unregelmäßiger Stuhlgang (Verstopfung oder Durchfall)
  • diese Probleme tauchen unabhängig von der Ernährung auf
  • einzig das Präbiotika Inulin scheint zu helfen
  • unangenehmes Gefühl im Bauch bei Radmarathons
  • dadurch meist 2-3 kg Mehrgewicht „an Bord“

Darmdiagnostik durch Arne Bentin

Aufgrund der vorhandenen Beschwerden haben wir besprochen, eine umfangreiche Darmdiagnostik durchzuführen. Diese besteht auf der einen Seite aus a) einem relativ neuen genetischen Florastatus und als Ergänzung aus b) zusätzlichen Risikomarkern.

Die genetischen Analysen sind zwar aktuell noch etwas teurer, bieten aber im Gegensatz zu den „alten“ klassischen Verfahren, welche über das Anzüchten der Bakterien arbeiten, eine umfangreichere Diagnostik, in der bedeutend mehr Bakteriengattungen identifiziert werden können. Diese werden anhand von genetischen Sequenzierungen erkannt, das heißt anhand von DNA-Teilen (Erbgut).

Die zusätzlichen Parameter dienen einer Einschätzung von Verdauungsfunktion, Schleimhautgesundheit und der Aktivität des Darmimmunsystems.

Wozu untersuchen wir diese Zusatzparameter?

Die subjektiven Hauptprobleme von Sportlern sind meist belastungsabhängige Beschwerden wie Darmkrämpfe und/oder auch Durchfall. Dies kann auf der einen Seite sicher durch angepasste Ernährungsstrategien gelindert werden, auf der anderen Seite liegen ursächlich die Probleme aber oft in einer „chronischen“ Schädigung der Darmschleimhaut.

Dies zeigt sich bei ca. 70-80% der untersuchten Sportler (eigene Daten). Zu Grunde liegen hier oft physischer und psychischer Stress, unangepasste Ernährung / Wettkampfernährung oder Medikamenteneinnahmen.

Diese stille Entzündung (silent inflammation) sorgt auf der einen Seite für Probleme mit Verdauung und Aufnahme, d.h., es können subjektive Beschwerden entstehen, aber auch – vorerst unbemerkt – Unterversorgungen mit Mikronährstoffen die langfristige Folge sein.

Auf der anderen Seite bleibt diese Entzündung nicht nur lokal im Darm. Es werden bei solchen Geschehen immer auch Signale in den ganzen Körper gesendet und das Immunsystem somit auf Touren gehalten.

Dies ist eine mögliche Ursache von Unverträglichkeiten, macht es dem Körper auch schwerer, mit anderen entzündlichen Geschehen umzugehen. Somit wird z.B. auch die Regeneration des Sportlers immer negativ beeinflusst werden. Denn auch hierfür muss das Immunsystem richtig funktionieren.

Resultate der Darmdiagnostik bei Petra

Auf den ersten ganz groben Überblick sieht der Befund für einen ambitionierten Sportler gar nicht schlecht aus: Sowohl die Bakterienvielfalt (Diversität), als auch die Anzahl vieler wichtiger Bakteriengattungen ist ausreichend.

Vor allem die wichtige Gruppe der Butyratbildner, das sind die Bakterien welche kurzkettige Fettsäuren bilden können, ist gut ausgeprägt.

Butyrat ist ein wichtiges Substrat zur Ernährung der Darmschleimhaut und hat zahlreiche günstige Funktionen im gesamten Stoffwechselbereich, wie z.B. anti-entzündliche Eigenschaften.

Darmdiagnostik: Welche Erkenntnisse sind ungünstig?

Bei Petra lässt sich folgendes Bild festhalten.

1) Basisch verschobener Stuhl (verhindert „gute“ Bakterien)

Der Stuhl–pH ist etwas in Richtung basisch verschoben. Dies resultiert aus einer bestimmen Bakterienkonstellationen und sorgt für ein eher ungünstiges Milieu im Hinblick auf die AnsiedlungguterBakterienarten.

2) Vermehrung der Enterobacter (hindert die Verdauung)

Es zeigt sich eine sehr starke Vermehrung von den sogenannten Enterobacter species. Diese Keime zählen zu den potentiell pathogenen Keimen, d.h. diese können, wenn im Übermaß vorhanden, krankmachend sein und sowohl Darmmilieu (pH), als auch Verdauungsfunktion negativ beeinflussen.

Diese Auswucherung kann z.B. durch die Einnahme vom Medikamenten, Stress oder ungünstiger Ernährung erfolgt sein. Enterobacter gehören zu den Fäulniskeimen und können durch Ihren Stoffwechsel giftige Substanzen freisetzen und auch vermehrt Gase bilden. Beides kann entsprechende Symptome verursachen.

So sollte man bei Sportlern immer beachten, dass solche Keime auch Ammoniak bilden können, welches als Nervengift sowohl die Konzentration des Athleten, als auch die Koordination negativ beeinflusst und eine frühzeitige Ermüdung begünstigen kann.

3) Verminderung der Lactobazillen (gegen schlechte Keime)

Zu sehen ist zudem eine Verminderung von Lactobazillen und Enterococcen. Diese beiden Gattungen sind wichtig für die Kolonialresistenz, d.h. sie verhindern durch ihre Anwesenheit eine Ansiedlung von schlechten Keimen. Zusätzlich ist die Aktivität des Darmimmunsystems von diesen abhängig.

Diese Verminderung, vor allem der Enterococcen, zeigt sich auch im verminderten sekretorischen Immunglobulin A. Denn dieses zeigt die Aktivität des Schleimhautimmunsystems an. Ist es vermindert, kann schlechter gegen eindringende Keime eine Abwehraktivität begonnen werden.

4) Verminderung der Pankreaselastase (Spaltung der Proteine)

Auffallend ist auch die verminderte Pankreaselastase. Dies ist ein Enzym der Bauchspeicheldrüse und wird für eine ideale Verdauungsfunktion benötigt. Es spaltet Proteine, um sie der Aufnahme zugänglich zu machen.

Eine unzureichende Aufspaltung kann z.B. zu Durchfällen, Verstopfungen oder Blähungen führen.

Therapieempfehlung für Radsportlerin Petra

Aufgrund rechtlicher Vorgaben werde ich hier auf genaue Dosierungen, Produktnamen u.Ä. verzichten!

Auf Basis des vorliegenden Befundes wird folgende Therapie empfohlen: Sie besteht aus vier Bausteinen, welche in zeitlicher Abfolge durchgeführt werden.

  • Aufgrund der verminderten Pankreaselastase wird für 4-5 Tage versucht, über die Gabe von Verdauungsenzymen zu den Mahlzeiten die Symptome zu beeinflussen. Dies ist vorneweg ein Test, um zu sehen, ob die vorhandenen Beschwerden hierdurch verursacht sind
  • In Folge wird für 10-14 Tage ein spezielles Probiotikum (Produkt aus Bakterienbestandteilen/aktiven-Inaktiven Bakterien) gegeben, welches in seiner Zusammensetzung die Vermehrung der schlechten Enterobacter verhindern und diese wieder senken soll
  • In Folge wird für 3-4 Wochen ein Produkt aus Mineralgestein eingenommen, welches den Darm entgiften soll. Dies ist aufgrund der oben beschriebenen giftigen Stoffwechselprodukte der Fäulniskeime sinnvoll
  • Zuletzt wird für 8-10 Wochen ein zweites Probiotikum eingesetzt, welches eine Vermehrung der fehlenden Laktobazillen unterstützt und somit eine Widerherstellung der Kolonialresistenz begünstigt. Auch der Suthl-pH sollte sich hierdurch wieder in Richtung sauer regulieren
  • In der Ernährung sollte vorerst auf eine stark proteinhaltige Nahrung verzichtet Ein zu viel an Eiweiß begünstig eine weitere Vermehrung der Enterobacter, weil diese ein wichtiges Nahrungssubstrat der Keime darstellen

Resultate im nächsten Teil

Wie es Petra damit ergeht, ob sich ihre Verdauung wieder verbessert und damit auch ihr Wohlbefinden auf dem Rad, schließlich soll die Energie auf die Pedale und nicht in die Toilette, über das spreche ich dann mit ihr im dritten und letzten Teil.

Dran bleiben.

Weiterführende Links:
– mehr Infos zu Arne Bentins Praxis (Link)
– Teil 1: Petra schildert ihre Verdauungsprobleme (Link)
– Arne Bentin zeigt die Relevanz des Darms für Ausdauersportler (Link)

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